Im August 2024 hat sich mein Leben radikal verändert. Ich lernte meine jetzige Frau kennen. Aus Belarus, ihr Name ist Natallia. Zu dieser Zeit, in der dritten Augustwoche hatte ich eine OP an der Lunge – Krebs. Eine OP auf Leben und Tod, man weiß ja nicht, schafft man es. Ein Rückfall seit meiner Krebsdiagnose im Dezember 2022. In der Genesungsphase hatte ich Natallia geschrieben. Ich habe mich in kurzen Worten vorgestellt, wer ich bin, wo ich lebe und dass ich Kinder habe. Aber keine Hoffnung auf Antwort. Viele Frauen wollen keinen Kontakt, wenn sie sehen, ein Mitfünfziger hat minderjährige Kinder. Meine Kinder waren damals 14 Jahre und 11 Jahre, beides Jungs. Aber es geschah das Wunder. Ich bekam eine Antwort. Ich bat in meiner zweiten Nachricht an Natallia, sie solle sich setzen, ich möchte etwas mitteilen. Ich schrieb meine Situation und sagte – ich habe Krebs, es ist ok, wenn sie mit so einer Situation überfordert ist und keinen Kontakt wünscht. Da Wunder ging weiter. Sie wollte den Kontakt aufrechterhalten. 

Wir schrieben uns weiter, jeder wartete teilweise sehnsüchtig auf die nächste Nachricht. Eine Nachricht nach der anderen und wir so haben wir beide unsere persönliche Lebensgeschichte erfahren. Es gab viele Parallelen in unsere Lebensgeschichte, so als hätten sich 2 Menschen gesucht und gefunden. Ab Beginn unseres Kontaktes haben wir auch uns versprochen, Ehrlichkeit, Respekt und Verständnis sollten unser Begleiter sein. Wenn wir es ernst meinen, blicken wir nach vorn, in die Zukunft – nie zurück. 

Ich erfuhr Ihre Lebensgeschichte – und die war heftig. Auch heute bricht es mir das Herz. Natallia verlor Ihren großen Sohn durch einen Unfall. Er war 17. Niemand sollte sein Kind begraben. 

Wir schrieben uns wochenlang. Eines Tages bat ich um Ihre Telefonnummer, um sie über WhatsApp oder Viber zu sehen. Seitdem jeden Tag.

Da ich 2009-2011 in Brest gelebt und gearbeitet habe für meinen Arbeitgeber und mich dort auskenne – was ist besser als uns in Brest zu treffen. Gesagt und getan. Ende Oktober 2024 haben wir uns dann in Brest getroffen. Natallia kam aus Bobruisk angereist, wo sie wohnt. Unterkunft und alles habe ich besorgt. Ich bin der Mann, ein Gentleman. Wir trafen uns unter der Voraussetzung, uns kennen zu lernen und zu entscheiden – ist es das was jeder von uns will. Es waren wunderschöne Tage, voller Vertrauen. Wir haben die Festung Brest besucht, Belovezhskaya Pushcha National Park, Museen.

Wir haben gelacht, es war vertraut – als hätte man seinen Gegenpart gefunden. Es war perfekt. Sie neckte mich immer, dass ich ein wenig hinterhältig wäre, nur weil wir wie ein Paar aufgetreten sind. Es waren für uns beide glaube ich entspannte Stunden, voller Respekt, vertrauen und Glück. Abends ist jeder immer in sein Zimmer. Damals war die Situation an der Grenze zu Polen schlimm. Wartezeiten von 1-2 Tagen. Ich habe mich für das Grenz Regime angemeldet. Dann der Schock, es ging schneller als gedacht. Geplant waren 5 Tage, am 4 Tag mußte ich zurück. Die letzte Nacht dann haben wir nicht getrennt verbracht. Natallia hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Nachts schrieb sie mir. Erst am nächsten Morgen habe ich es gelesen. Der Brief hängt in meiner Wohnung und ich kann ihn immer lesen. Es ist eine Aufgabe. Es ist ein Versprechen von Ehrlichkeit, Verständnis und Respekt. 

Es war der Beginn etwas Wunderbaren, etwas Großen. Jeder von uns hatte Angst vor dem, was vor uns liegen könnte. Angst wieder verletzt zu werden. Aber es war auch etwas sehr vertrautes. Sie will mich in ihr Leben lassen. Sie fragte, ob ich zum Neujahr nicht Sie in Bobruisk besuchen wolle. Ich sagte, meine Kinder kommen aber zu mir. Nimm sie einfach mit war ihre Antwort. Der zweite Schritt. Wir haben Sie dann zu dritt nach Weihnachten über Neujahr besucht. Ihr jüngerer Sohn war auch da. Er blieb bei seiner Mam. Ihr Exmann wohnt woanders und hat eine neue Familie. Unser täglicher Kontakt wurde immer intensiver. Nach unserem Besuch haben wir den Schritt Nr. 3 getan. Sie wurde zu uns nach Wien eingeladen. Das Visa zu besorgen – Wahnsinn. Österreich lagert die Schengen-Visa an die deutsche Botschaft in Minsk aus – Termin für Visabeantragung 15 Monate. Inns „Beste Deutschland aller Zeiten“. Wir haben ein anderes Visum bekommen. 

Aber alles stand auf der Kippe, ob der besuch stattfindet. Im März 2025 verstarb Ihr Vater plötzlich nach kurzer schwerer Krankheit. Sie sagte, ich brauche nicht kommen. Meine Antwort war knapp – ich komme zu Dir, wer wäre ich, wenn ich dich jetzt allein lasse. Mein Arbeitgeber gab frei und ich bin sofort losgefahren. Natallia brauchte mich und ich war da. Das ist das Wichtigste. Familie. Für den geliebten Menschen da zu sein und nicht zu fragen, wie Entfernungen überwunden werden. Natallia war glücklich, dass ich, ohne zu fragen da war. Es war eine Ehrensache. Punktum. 

Im März 2025 fand dann der besuch trotz allem statt. Und wieder Schwierigkeiten. Es war vereinbart, sie in Warszawa abzuholen. Der Bus fährt von Minsk über Terespol nach Warszawa. Ankunft an einem Samstag früh um 7:40Uhr – laut Plan. Es gab eine Verspätung nach der anderen. Gegen Mittag bin ich dann an die weißrussisch-polnische Grenze nach Terespol gefahren. 6 Stunden habe ich dann noch an der Grenze gewartet. Gegen 18:00 Uhr war der Bus durch und hielt direkt nach Verlassen des Grenzbereiches. Natallia war komplett fertig. Die Nacht bin ich dann zurück mit Natallia nach Wien gefahren. Es war wunderschön. An 29.3.2024 habe ich Natallia dann im Donauturm in 160m Höhe bei einem Glas Sekt einen Antrag gemacht. Und der Antrag wurde angenommen. Seitdem bin ich aller 2 Monate nach Belarus gefahren. Dokumente mussten erstellt werden, Übersetzungen gemacht werden. 

Sicher stellt man die Frage, warum. Natallia hat die Gabe, dass ich in ihrer Nähe total entspannt, glücklich, zufrieden, ruhig bin. Wir verstehen uns blind. Wir sind beide glücklich. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, Glücklich zu sein. Aber mit Natallia hat sich mein Leben verändert. Sie kam wie eine Offenbarung, wie ein Engel in mein Leben. Meine Krankheit geht zurück, jeden Tag geht es besser, keine Rückfälle. Meine Kinder mögen Sie, sie sehen ich bin glücklich. Ihr größter Wunsch ging in Erfüllung – dass ihr Vater endlich wieder glücklich ist. Ich habe einen neuen tollen Job gefunden. Wir telefonieren wie seit Anbeginn jeden Tag. Eine solche Tolle, wunderschöne, intelligente, starke Frau kann man nur lieben und ich bin der Glückliche, der es darf. Was kann sich ein Mann mehr wünschen. Ich liebe sie.

Am 25.10.2025 war es dann so weit. Ich war sehr nervös. Jetzt sind wir verheiratet.

Ich möchte mich bei Euch und dem ganzen Team vom Herzen bedanken. Ihr habt etwas Wunderbares vollbracht. Dank Euch geht es bei mir, meiner Familie bergauf. Ruhig, glücklich, zufrieden. 

Und Leute, probiert es aus. Wenn ihr es nicht macht, wisst ihr es nicht was passiert. Nur die Mutigen werden belohnt. 

Für euch vom Team, von meiner Frau, meiner Familie – alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft. Macht weiter so, 

vielen, vielen Dank!